Am Montag, dem 16.06.2025, fuhren alle Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen nach Terezín in die Tschechische Republik, um den Gedenkort Theresienstadt zu besuchen. Begleitet wurde die Fahrt von Frau Rackl-Koulouris, Frau Kegel, Frau Petzold, Herrn Taubert, Herrn Glaser-Gallion und Herrn Breiting.
In der alten Garnisonsstadt der Habsburger mit dem Namen Theresienstadt (heute Terezín in Tschechien) richteten die Nationalsozialisten nach Beginn des Zweiten Weltkrieges ab 1941 ein Sammel- und Durchgangslager für jüdische Menschen aus dem Deutschen Reich, Österreich, der Tschechoslowakei und anderen Ländern ein, bevor diese in Vernichtungslager wie Auschwitz deportiert wurden.
Theresienstadt wurde von der NS-Propaganda als „Jüdischer Wohnbezirk“ und „Ghetto“ bezeichnet, um zu suggerieren, dass Jüdinnen und Juden hier einen dauerhaften Lebensort erhalten sollten. Zur weiteren Täuschung der Weltöffentlichkeit entstanden insbesondere für das internationale Rote Kreuz Propagandaaufnahmen aus dem „Vorzeigeghetto“, welche einen menschlichen Umgang mit den Jüdinnen und Juden unter annehmbaren Lebensbedingungen vortäuschen sollten. In Wirklichkeit herrschten in Theresienstadt Hunger, Krankheit, Überbelegung, Zwangsarbeit, permanente Bedrohungen und der Tod. Viele der etwa 140.000 Gefangenen starben dort oder wurden weiter deportiert. Nur rund 17.000 Personen, die in Theresienstadt zwischen 1941 und 1945 leben mussten, überlebten den Holocaust.
Unsere Schülerinnen und Schüler erhielten nach der ca. zweieinhalbstündigen Fahrt die Gelegenheit, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen. Gegen 10 Uhr erreichten wir das Ghetto-Museum, wo ein Einführungsfilm und eine Ausstellung an die Thematik heranführten. Eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern schloss sich zudem dem Besuch in die Magdeburger Kasernen an, wo Ausstellungsräume, Kunstwerke und Zeitzeugnisse Einblick in den Ghetto-Alltag geben konnten.
Gegen 12:30 Uhr erlebten wir in drei Gruppen Führungen durch die sogenannte Kleine Festung. In diesem besonders abgeriegelten Bereich unterhielt die Geheimpolizei der Nationalsozialisten („Gestapo“) ein Lagergefängnis, in dem die Lebensumstände besonders entwürdigend und grausam waren. Noch heute zeugen die erhaltenen Zellen und Hinrichtungsstätten, die wir bei der Führung besichtigen konnten, von der entmenschlichten Grausamkeit.
Nach diesen Eindrücken war es den meisten Mitreisenden ein großes Bedürfnis, der Opfer des NS-Terrors zu Gedenken, wozu der Besuch des Friedhofes und des Krematoriums mit einer Kranzniederlegung einen angemessenen Rahmen bot.
Mit einem kleinen Umweg endete unsere Exkursion gegen 18 Uhr nach ca. dreistündiger Fahrt wieder in Borna. Die Fahrt wurde im Rahmen der Förderrichtlinie „Weltoffenes Sachsen“ als Maßnahme mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes wesentlich mitfinanziert.
Besonders in Erinnerung bleiben wird vielen ein Auszug von „Die Sieben“, einem Gedicht, das Ilse Weber (1903-1944) in Theresienstadt schrieb, nachdem sieben junge Männer 1942 ermordet wurden, weil sie unerlaubt Briefe nach Hause schicken wollten:
Brüder, lasst das Haupt nicht sinken!
Einst muss doch die Freiheit winken,
trotzend aller Not.
Lasst das Jammern, lasst das Klagen,
lasst uns stolz das Schicksal tragen.
Es geht zum frühen Tod.
Martin Breiting